Der Holocaust und die muslimische Welt

Anlässlich des Tages der Menschenrechte und der zweitägigen Holocaust-Tagung in Teheran, initiiert von Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad, veranstaltete die Bundeszentrale für politische Bildung in Berlin eine hochkarätig besetzte Konferenz mit dem Titel „Der Holocaust im transnationalen Gedächtnis.“

Themen der Konferenz waren zum einen „Der Antisemitismus und die Holocaustleugnung in Deutschland und in Europa – aktuelle Befunde und Gegenstrategien“ und zum anderen „Der Holocaust und die muslimische Welt – aktueller Diskussionsstand und Vermittlungsprobleme.“ Teilnehmer dieser Debatte waren: Wolfgang Benz, Jean Yves Camus, Michael Kiefer, Wolfgang Kraushaar, David Menashri, Katajun Amirpur, Gitta Connemann, Carsten von Nahmen, Esther Schapira und Ahmed Senyurt.

Die Konferenzteilnehmer problematisierten die Auseinandersetzung mit der Thematik des Antisemitismus und des Antizionismus innerhalb der europäischen und der muslimischen Gesellschaften.

Wolfgang Benz, der die Podiumsdiskussion zum Thema „Der Antisemitismus und die Holocaustleugnung in Deutschland und in Europa – aktuelle Befunde und Gegenstrategien“ eröffnete, plädierte für eine Aufhebung des Schulddenkens in Europa, vor allem aber in Deutschland. Er stellte die rhethorische Frage an das Publikum: „Muss heute ein 4jähriges Kind für das Dritte Reich büßen?“ Benz möchte damit auf den Punkt bringen, dass Medien und Bildungsanstalten sich Gedanken machen, wie man aktuell und differenziert mit der Problematik umgeht. Er schlägt vor, dass in einem guten Schulunterricht ein demokratisches Bewusstsein gefördert werden muss und dass die Medien in der Pflicht stehen dauerhaft nachhaltig Aufklärung leisten zu müssen.

Die abschließende Diskussionsrunde des Abends, die den Fokus auf „Den Holocaust und die muslimische Welt – aktueller Diskussionsstand und Vermittlungsprobleme“ legte, beschäftigte sich vor allem mit der Sichtweise zur Problematik in der muslimischen Welt. Es wurden aber auch Bezüge zur deutschen Gesellschaft hergestellt.

Das Hauptproblem in der muslimischen Gesellschaft ist, dass der Holocaust dort fast gar nicht thematisiert wird. Laut Katajun Amirpur wird in den Schulen in Teheran und Iran gar nicht über den Holocaust gesprochen, da der Holocaust nur in Europa und nicht im Nahen Osten stattfand, so die konventionelle Haltung. Genau hier muss laut Ahmed Senyurt angesetzt werden.

Er meint, dass nicht nur in Deutschland sondern auch im Iran Parallelgesellschaften miteinander in einem Staat leben. Er plädiert für eine Aufklärung der kritischen Öffentlichkeit, damit diese den immigrierenden Menschen mit seiner Kultur akzeptiert. Damit dies eine erfolgversprechende Entwicklung nimmt, muss in Europa als auch im Nahen Osten in den Schulen mehr Offenheit gelten. Die Lehrer sollen nicht alarmierend, dämonisierend und popularisierend unterrichten, sondern kritisch-neutral.

Esther Schapira beendet die Diskussion mit einem zukunftsweisenden Satz: „Die Parallelgesellschaften müssen miteinander vereint werden, d.h. der Dialog muss demokratisch geführt werden, dann besteht auch die Chance einer Einigung.“

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