Nachlese: Educamp 2010 in Aachen

Nun sind schon wieder zwei Wochen vergangen, seit dem ich beim Educamp war. Diesmal lockte Mostafa die Bildungsrevoluzer ins historische Aachen an die RWTH.

Am Freitag, den 05.11.2010 wurde das sechste Educamp im Schülerlabor InfoSphere eröffnet. Hier werden unterschiedliche Zugänge zu zahlreichen Facetten und Anwendungen der Informatik für (nicht)-technikaffine Kinder und Jugendliche von der Grundschule bis zum Abitur angeboten. Das Hauptziel von InfoSphere besteht darin, Schülerinnen und Schüler im fundierten Umgang mit Technik in sehr unterschiedlichen Aufgabenbereichen zu stärken.

Das Schülerlabor ist eine Ergänzung zum Informatikunterricht. Es hat das Ziel, Konzepte, Methoden und Werkzeuge der Informatik, die in der der Öffentlichkeit häufig gar nicht wahrgenommen werden, sichtbar und explizit zu machen. Uns wurden am Freitagnachmittag einige spannende Module vorgestellt, welche die Nachwuchsinformatiker besuchen.

Mich persönlich hat die Idee von Lego Mindstorms beeindruckt. Zunächst wird ein kleiner Lego-Roboter zusammengebaut. Dieser verfügt über einen intelligenten, programmierbaren Multi-Sensor-Baustein. Mädchen und Jungen lernen spielerisch in den verschiedenen Modulen die Programmiersprache Not eXactly C kennen. Wenn die Roboter richtig programmiert sind, dann können sie verschiedene Töne und Tonlängen wiedergeben sowie Grautöne mittels Sensor erkennen und sich vorwärts bewegen. Schade, dass es solche spannenden Informatikkurse erst jetzt gibt, aber sie holen mich bei meinem Kenntnisstand ab und begeistern mich.

Am frühen Abend haben wir dann debattiert wer dieses Projekt mitwelcher Motivation finanzieren soll? Sollen Schule/ Staat/ die Wirtschaft oder gar die Universitäten dafür Gelder locker machen? Einen wirklichen Konsens gab es nicht. Einige meinten, die Uni solle es finanzieren. Schließlich nutzt sie dieses Projekt auch für Forschungszwecke sowie für die Ausbildung der nachkommenden Lehrergeneratiion. Wiederum andere meinten der Staat und die Schulen sollten investieren, denn es gehe ja um die Zukunft der Kinder. Ein dritter Sektor wurde geöffnet. Es hieß die Wirtschaft solle sich mobilisieren, damit dort dann zukünftig gut ausgebildetes Personal anwesend sei. Was meint ihr? Wer sollte solche Projekte fördern?

Mit diesem offenen Ergebnis sind wir dann abends noch in der Essbar gewesen und ließen mit der Vorfreude auf die Camptage, den Abend ausklingen. Am Samstag begannen wir pünktlich 10 Uhr mit dem Begrüßungs-, Vorstellungs- und Sessionplanungsritual.

Mein persönlicher Stundenplan am Samstag, 06.11.2010

11 Uhr One Laptop Per Child

12 Uhr Lernen im Web

13 Uhr Der gläserne Student

14 Uhr Schulheft 2.0

15 Uhr Wikipedia macht Schule

16 Uhr post-Educamp

Wie ihr sehen könnt, war der erste Tag recht spannend. Der Vortrag zum OLPC war recht dürftig. Ich hatte gerade hier einen spannenden Vortrag erwartet. Schließlich hörte es sich so an, als würde der Referent in engem Kontakt mit der Organisation stehen. Leider hat man nur das erfahren, was auch im Web zu finden ist. Wie die Netbooks von den Kindern in Afrika angenommen werden, blieb mir verborgen.

Anschließend besuchte ich die Session von Thomas Bernharddt. Er präsentierte erste Ergebnisse seiner Studie „Lernen im Web„. An der Umfrage könnt ihr weiterhin teilnehmen. Abgefragt wird das Lernveralten, wie und wo recherchiert man, mit wem tauscht man sich aus und v.a. welche Werkzeuge nutzt man, um seinen Lernprozess optimal zu gestalten.

Am frühen Nachmittag fanden meine Vorträge  zum Schulheft 2.0 und Wikipedia macht Schule statt. Diese waren gut besucht. Es gab auch ein paar interessante Denkanstöße. Das WikiTwooGo wurde interessiert begutachtet. Es werden auch weiterhin im Berliner Raum und Umkreis Pilotschulen gesucht, die das Produkt austesten. In der Wikipedia-Veranstaltung wurde gewünscht, dass man erläutert, wie das Wisssen in den Brockhaus kommt. Dies soll dann mit Wikipedia verglichen werden – wie kommen dort Artikel hinein? Zusätzlich äußerte man den Wunsch: Wikimedia soll nicht nur einmal in der Schule auftauchen und dann wieder weg sein – besser sei es, wenn ein Projekt angestrebt wird, welches von Referenten begleitet wird. Dies sei nachhaltiger als Aktionstage.

Die Abschlussrunde befasste sich mit der Berichterstattung nach dem Educamp – postEducamp. Wie kann man die Teilnehmer animieren über besuchte Vorträge zu berichten, die Ideen zusammenzufassen und weiter zu verbreiten. Einige Lösungsansätze wurden im Etherpad notiert.

Auch der Sonntag, 07.11.2010 war spannend.

Mein persönlicher Stundenplan

11 Uhr Knowledge Speeddating oder wie wäre es mit Knowledge exchange

12 Uhr Jugend im rechtsfreien Raum

13 Uhr Webcast zum Thema: Neue Lernkultur

14 Uhr Creative Commons

15 Uhr Neue Medien im Schuleinsatz, aber wie?

In der ersten Session wurde über ein Konzept gesprochen, wie man schnell und effektiv einen Lern- oder Forschungspartner findet. Ich fand es gut. Andere haben sich (siehe Aufzeichnung) relativ kritisch geäußert.

Punkt 12 haben wir uns über die Jugend im rechtsfreien Raum ausgetauscht. Welche Möglichkeiten gibt es, die Kinder vor Risiken des Internetgebrauchs zu schützen bzw. aufzuklären. Auch hier gab es viele Meinungen. Der Konsens war: Eltern, Lehrer und Sozialarbeiter stehen in der Pflicht Aufklärung zu leisten.

Anschließend besuchte ich die Webcast-Veranstaltung. Hier entstand ein spannendes Produkt. Hört mal rein. Mich beeindruckt der Werbeslogan.

Die Session Creative Commons habe ich nur am Rande mitbekommen. Allerdings sind die Vortragsfolien doch recht aussagekräftig. Wer einmal Soundstücke benötigt, kann diese bei freesound.org finden. Niedliche Animationsfilme gibt es hier.

Mir war die Ehre zu Teil geworden, das Educamp in Aachen mit einer Abschlussdiskussion zu beenden. Wir haben diskutiert, wie man einen Wandel in die aktuelle Bildungsszene bekommt. Zunächst muss in die Köpfe der Lehrer und Didaktiker, dass sich die Art des Unterrichtens ändern muss. Dann könne man über die Einsatzmöglichkeiten der Neuen Medien sprechen. Vorrangig wurde gesagt, sollten die Lehrer den Mehrwert der Web 2.0-Werkzeuge kennenlernen. Hier sei v.a. wichtig, dass man den Lehrern Praxisbeispiele zeigt. Eine weitere und wie ich finde sehr wichtige Quintessenz war, dass man das Educamp weiter publik machen muss und dass man Lehrern den Besuch des Educamps als Fortbildung anrechnet.

Das war mein ausführlicher Erfahrungsbericht. Wer noch andere Eindrücke lesen möchte, der schaut einfach hier in die Dokumentation. Eins bleibt mir noch zu sagen: Studenten des Uni-Radios Corax haben mich zum Educamp interviewt. Leider habe ich bis heute noch keine Nachricht mit Link erhalten.

Abschließend dürft ihr euch noch die Stimmen zum Educamp 2010 anhören und meine Impressionen bewundern.

3 Kommentare zu „Nachlese: Educamp 2010 in Aachen“

  1. Sehr schöner Blogeintrag, danke auch für die Präsentationen. Ich finde Creative Commons ist ein sehr wichtiges Thema. War es hier oder bei Heise, wo ich erst gelesen habe das nun Kindergärten Lizenzen für Liedtexte gekauft werden müssen?

    Zum Thema Finanzierung von Projekten durch Schule/ Universitäten / Staat / Wirtschaft
    Meinst du Unis sollen die Projekte an Schulen finanzieren?
    Ich kenne nur den Fall das die HTW mit Schulen kooperiert und dort Programmierkurse anbietet. Das ist wirklich eine feine Sache.

    Diese Roboter haben wir auch gestellt/verliehen. Bisher aber nur an Universitäten wie bespw. dem HPI Potsdam.

    Ich denke eine Kooperation mit der Wirtschaft ist demnach möglich und sinnvoll, solang für beide ein Win-Win entsteht. Bspw. Hardware gegen Nutzung/Lehren der entsprechenden Technologien.

  2. Pingback: Twoonix » » Das Educamp ist progressiv

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