Überfordert die Wissensvermittlung LehrerInnen und SchülerInnen?

In den letzten Tagen wird wieder gehäuft über die deutsche Bildungsmisere diskutiert. Welche Ursachen, Folgen und Problemlösungen angedacht werden, dem Bildungsdefizit entgegenzuwirken, debattierte eine facettenreiche Talkrunde bei Maybrit Illner letzten Donnerstagabend.

Poltiker, Vertreter der Wirtschaft, Bildungsminister, Journalisten, Pädagogen und auch Prominente äußern sich kritisch zu Themen wie z.B. Integration von SchülerInnen mit Migrationshintergrund, Verkürzung der Schulzeit und der sich daraus ergebenden Überlastung der SchülerInnen und LehrerInnen.

Die zu großen Teilen sehr genaralisierende und wenig konkrete Talkrunde kann man hier nocheinmal verfolgen. Die Talkgäste haben häufig aneinander vorbei gesprochen oder sind sich ins Wort gefallen. Jeder hat versucht seinen Standpunkt zu vertreten. Dabei vergaßen sie, so hatte ich das Gefühl, worum es wirklich geht – und zwar um die Verbesserung der Bildungsvermittlung.

Wie dem auch sei, es ist oft so, dass solche Sendungen zur Polarisierung von Problemen dienen. Die angesprochenen Themen fokussieren nur wenige Aspekte, die dann auch nicht konstruktiv weitergedacht werden. Das Paraphrasieren, wie auch bei politischen Debatten, war tonangebend.

Auch ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass sich einiges in der Ausbildung für die Lernenden, aber auch Lehrenden verändern muss. Bevor man über die Lehr- und Lerninhalte nachdenkt, die den SchülerInnen vermittelt werden, ist es ratsam die Lehrerausbildung zu verbessern.

Grundlegend sollten mehr praxisnahe Inhalte sowie generelle Schulzusammenhänge wie Schulrecht, Schulmanagement und didaktisch-fachliche Methoden bundeseinheitlich weitergegeben werden. Nach solchen Reformen ist es sicher möglich auch adäquat das Schulcurriculum umzustellen.

Mehr und mehr wird in den bildungspolitischen Debatten darüber diskutiert, dass sich das Modell der „Ganztagsschule“ durchsetzen soll. Die Idee, Schule als einen Ort der Begegnung, Entdeckung und des Wohlfühlens zu realisieren, ist abhängig von entsprechenden Rahmenbedingungen, die erst geschaffen werden müssen.

Doch bis es zu dieser ersehnten Veränderung kommt, vergeht sicher noch viel Zeit, denn auch die bundesdeutsche Bürokratie muss hier und da reformiert werden.

In diesem Sinne kann ich nur sagen, dass sich alle engagierten Lehrer zusammenschließen sollten und so ein stützendes Rückgrat für ein gemeinsames Durchhaltevermögen erlangen. Schließlich geht es letztenendes um die Bildung der Kinder, SchülerInnen und Jugendlichen. Deren Zukunft muss gesichert werden. Die Lernenden sollen in der Schule auf den Berufsalltag vorbereitet werden, sodass jeder gleichberechtigt die Chance erhält individuell seine Qualifikationen auszubilden, die für den Wunschberuf notwendig sind.

7 Kommentare zu „Überfordert die Wissensvermittlung LehrerInnen und SchülerInnen?“

  1. Auch ich habe die Illner-Diskussionsrunde gesehen und gebe dir Recht, dass dort mal wieder sehr emotional über Bildungsmissstände diskutiert wurde, aber keine tragfähigen Änderungsvorschläge debattiert wurden. Zumal das Personal, welches zur Runde eingeladen war nun nicht wirklich als Experten angesehen werden konnte (Schauspielerin, Talkmaster, Wirtschaftsfunktionär). Dennoch bin auch ich ein Gegner von G8, zumindest in der jetzigen durchgepeitschten Variante, ohne dass diese „Reform“ in ein Gesamtkonzept eingebettet gewesen wäre (Stichwort: Ganztagsschule).

  2. Natürlich habe auch ich diese Debatte bzw diesen Versuch einer Diskussion über das deutsche Schulwesen gesehen.
    G8 als Idee ist natürlich, was die Sozialisationsbedingungen angeht, eine Katastrophe, aber man muss der deutschen Wirtschaft zugute halten, dass sie zumindest dazu steht, dass sie diese Art der Schulbildung bevorzugt.
    Ebenso muss ich Daniel gern und schnell Recht geben, was die eingeladenen Gäste angeht. Bei aller Bewunderung für das möglicherweise „Star“-Potential machner Gäste (Beckmann, Briest) und der damit vielleicht zu erwartenden Einschaltquotenerhöhung, entsteht durchaus die Frage was sie dort zu suchen hatten. Auch die sich „Autorin“ nennende Gerlinde Unverzagt, die so denke ich, das Paradebeispiel dafür ist, womit man sich als Lehrer „herumschlagen“ muss, hatte dort nichts zu suchen! Ihre oft inkompetenten und zu pauschaulen Einwürfe, ich wage nicht sie „Ideen“ zu nennen, waren haltlos oder lächerlich (Verbesserung der Qualität des Unterrichts durch Abschaffung des Beamtenstatus–jeder halbwegs normal denkende Mensch erkennt, dass jemand, dessen Arbeitsplatz im nächsten Jahr nicht halbwegs sicher ist, keinen guten Unterricht macht!)
    ZU allem Überdruss musste ich auch feststellen, dass das eigentliche Problem der Veränderung des Schulsystems nicht genügend Beachtung fand. Dies war schade, weil es Kinder, Eltern und auch Erziehende/Lehrende zusammen ein Ziel erreichen wollen. Das sollte im Normalfall eine gute und humanistische Allgemeinbildung (ein Ideal vergangener Zeiten?) und eine annehmbare Vorbereitung auf das Studium beim Gymnasium bzw eine gute Weichenstellung für die Berufsschulen. Es sollte jedoch nicht wirtschaftsspezifische Kopfnoten geben, die kein Lehrer allein geben kann!, und auch bestimmte Fächer die in der Diskussion sind (Neue Technik(Bedienung von Handys, etc…), oder Vorbereitung auf handwerkliche Berufe), denn diese Dinge sollten die noch nicht erwachsenen Menschen dann bei ihrem Arbeitgeber erlernen. Kompetenzen sollen natürlich auch schon im Schulalltag erworben, aber nicht alles ist bewertbar, zumindest nicht in der Regelschulzeit!!!!
    Als letztes möchte ich mich noch für eine GANZTAGSSCHULE (nach meinem Empfinden bis 18:00) sowie die „Einheits“-Schule (gemeinsames Lernen bis zur 10ten Jahrgang) stark machen. Ebenso finde ich jahrgangsübergreifende Klassen sehr wichtig, vielleicht nach der Idee der „school-houses“.
    Vieles liegt im Argen und die Lehrer sind bei weitem nicht an allem Schuld, auch wenns es Leute wie Fr. Unverzagt(wobei hier vielleicht auch die eigene Kindererziehung versagt hat) gern so sehen möchten.
    Eine dringende Veränderung ist notwendig!
    Aber es gibt ja auch Menschen, die sich für die Lehrer einsetzen, wie zuletzt Hr. Köhler mit dem Aussage, dass die Lehrer starke Kämpfer sind und noch zu wenig geachtet werden.
    Also, zum Wohle der Kinder muss viel verändert, erneuert und reformiert werden.

  3. Als Besucher einiger Schulen sind aus meiner Sicht vor allem die Lehrer schuld.

    Meine Quotenschätzung
    1/5 Alkoholiker zusätzlich 1/5 spekuliert auf einen frühen Renten Eintritt und sucht nach einer passenden Krankheit mit der das gelingen könnte.
    Von den restlichen 60% sind 1/3 wirklich gut haben Spass an ihrem Beruf und nehmen die Kinder/Jugendlichen ernst. Für die restlichen 2/3 ist Lehrer ein Job mit viel Freizeit den sie lange behalten wollen weswegen Sie auch bereit sind das nötige zu tun.

    Zur Aussage von Herrn Köhler kann ich nur sagen, Respekt muss man sich verdienen. Zu viele Lehrer schaffen das einfach nicht und deswegen leidet das Ansehen des Berufes.

  4. Hallo Basti,
    vielen Dank für deinen sehr anregenden Beitrag. Ich stimme dir in den genannten Punkten grundsätzlich überein.
    Die Elterngeneration von heute denkt glaub ich noch zu sehr in den Mustern der eigenen Schulzeit. Ich glaube, dass die Eltern sich auch mehr mit der Veränderung unseres Gesellschaftssystems befassen müssten und auch so einige Vorurteile abbauen sollten. Wie kann Integration und kultureller Austausch stattfinden, wenn es reindeutsche Schulen und Schulen mit Schülern mit Migrationshintergrund gibt? Ich bin für eine Mischung von 50/50. Schließlich bin ich der Meinung, dass man sich in unserer „einen Welt“ der Globalisierung öffnen sollte und den anderen „fremden“ Kulturen die Tür öffnen muss. ABER die anderen Kulturen sollten sich natürlich auch der Einheimischen anpassen bzw. müssen Kompromisse gefunden werden.
    Tja, der Beamtenstatus unserer „Altlehrer“ ist natürlich auch so ein Thema. Ich würde sagen es gibt in jeder Berufsgruppe sogenannte „Schwarze Schafe“. deshalb bin ich auch nicht für eine Abschaffung des Beamtenstatus, sondern für strengere Konsequenzen und eine konstruktive Evaluation des Unterrichts.
    Dass sich das Schulsystem in Deutschland verändern muss, steht außer Frage. Ich bin auch für die GANZTAGSSCHULE. Sie bietet gerade heute für alle in unserer Gesellschaft viele Chancen. Es muss nur ein richtiges Konzept her und natürlich die finanziellen Mittel, sodass die Infrastruktur dafür geschaffen werden kann.
    Ich sage nur, ich hoffe auf die neue (unsere) Lehrergeneration. Wir müssen zusammmenhalten und gemeinsam die Veränderung vorantreiben. Nur so können wir zukünftige Generationen auf das reale Leben vorbereiten und ihnen Kompetenzen auf den Lebensweg sowie Normen und Werte vermitteln.
    Ein Motto könnte sein: „Nur GEMEINSAM als TEAM sind wir stark“

  5. Ein Schulsystem, welches nicht mal mit der eigenen Sprache klarkommt (siehe „SchülerInnen“ statt dem eigentlich richtigen „Schülern“ bzw. „Schülern/Schülerinnen“) ist natürlich überfordert.

    Aber Spaß beiseite. Das Problem liegt doch primär daran, dass gerade in der entscheidenden Ebene des Schulsystems nicht die richtigen Personen sitzen. Soweit ich das von diversen Rektoren und Lehrern gehört habe, werden gerade verbeamtete, nicht für den allgemeinen Schuldienst taugliche Lehrer in die Schulverwaltung gesteckt, wo sie zum Beispiel die Lehrpläne gestalten. Das das nicht gerade sinnig ist, leuchtet eigentlich jedem klar denkenden Menschen ein. Ein Lagerarbeiter, der nicht mehr schwer heben kann wird ja auch nicht in den Unternehmensvorstand geholt.

  6. Das Hauptproblem ist für mich das viele nicht genutzte Potential: Wenn die Eltern wenig Geld haben, machen die Kindern tendenziell weniger hohe Schulabschlüsse; wenn die Eltern beide nicht Deutsch-Muttersprachler sind, erst recht. Soviel hat PISA ergeben, und diese Ergebnisse werden auch nicht angezweifelt. Das ist ein größeres Problem als das überstürzte G8 und Beckmanns leidende Kinder.
    Eine Lösung habe ich dafür auch nicht; es reicht aber sicher nicht, derart benachteiligte und nicht benachteiligte Kinder einfach mehr zu mischen.

    Beamtenstatus oder nicht: Spielt keine große Rolle, denke ich. Es gibt auch nicht verbeamtete Lehrer auf festen Stellen; im Kollegium macht das keinen Unterschied. (Anders bei Versicherung/Rente/Gehalt etc.)

    Ganztagsschule: Mit mir gerne. Flächendeckend wird das nicht kommen, da zu viele Eltern das nicht wollen; es werden also bestenfalls Ganztagsschulen mit Halbtagsschulen konkurrieren. Warum auch nicht.

    Andere Frage aus der Praxis: Geht Ganztagsschule mit Teilzeitlehrern? Davon gibt es immer mehr. Verstehe ich einerseits. Andererseits: Stundenplan, Küchendienst, Aufsichten, Protokolle – es gibt immer wieder Streitpunkte zwischen Vollzeit- und Teilzeitlehrern.

    Für mein G8-Gymnasium-Luxusleben in Bayern wünsche ich mir neben mehr Freiheit in den Schulen aber tatsächlich eine andere Lehrerausbildung, damit die Freiheit dann auch genutzt werden kann. Ganz oben auf meiner Wunschliste: Ich hätte gerne Lehrer, die Anleitungen lesen und verstehen, sich informieren, und Termine einhalten. Das braucht es zur Teamarbeit nämlich. (Wir hatten gerade Zeugniswoche, mit Eintippen und Konferenzen und so weiter. Daher dieser fromme Wunsch.)

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