Die traditionelle Schule gehört der Vergangenheit an!

Das PxP Bildungsfestival, war ein aufregendes und wegweisendes Event, lud Bildungsbegeisterte aus aller Welt zu einem einzigartigen Erlebnis ein. Im Berliner FEZ wurde das größte Klassenzimmer Europas eröffnet.

Mit einer Fülle an innovativen Ideen und inspirierenden Vorträgen war das Festival ein Treffpunkt für Visionäre, Pädagogen, Schüler*innen und Eltern, die zusammen laut und aktiv für ein gerechteres und zukunftsorientierteres Bildungssystem geworden sind.

Von neuesten Technologien bis hin zu alternativen Lernmethoden bot das PxP Bildungsfestival eine Plattform, um bahnbrechende Ansätze und Ideen zu erkunden. Hier konnten Teilnehmer in interaktiven Workshops, Diskussionsrunden und praktischen Anwendungen ihr Wissen erweitern und ihre Perspektiven erneuern.

Schon bei der Begrüßung wurde der Fokus darauf gelegt, dass man zeigt, was bereits unter den vorhandenen Bedingungen möglich ist. Ein Hauptaugenmerk lag vor allem auf dem Kernthema: Lernen und Lehren muss neu gedacht werden. Damit einher geht, dass auch die Lernräume anders gestaltet werden.

Schule der Zukunft

In der Schule der Zukunft gibt es keine 45-Minuten Slots eingeteilt nach Fächern. Es gibt vielmehr projektorientiertes (er)forschendes Lernen. Die Lernenden erstellen eigene Produkte und erarbeiten sich ein Portfolio anhand dessen man die Entwicklung der Lernfortschritte viel transparenter erkennen kann als an einer Schulnote. Hier sollen agile Techniken (Scrum) und auch Design Thinking mit in die Lehrmethoden integriert werden.

Schule als Gebäude ist nicht mehr der einzige Lernort – nein es wird viel dezentraler gelernt. Lernende und Lehrkräfte können Coworking-Spaces nutzen, erkunden die Theaterbühnen, Zoos, Museen, Kunstgalerien, Chemielabore. Durch die Öffnung der Lernorte eröffnen sich ganz neue Perspektiven für die Lernenden. Sie können sich mit Expert*innen austauschen, die Infrastruktur anderer Lernorte bietet viel mehr Möglichkeiten sich zu entfalten.

Unternehmen kommen viel früher mit potenziellen Arbeitnehmern in Berührung. Der Nachwuchs bekommt viel früher eine Vorstellung von der Arbeitswelt und den zahlreichen Berufsbildern. Wer erinnert sich noch an seinen Schulabschluss? Wusstest du genau, was dein Werdegang sein wird?

Heutzutage haben wir so viele spannende Persönlichkeiten mit ihren eigenen Etappen in der Berufswelt. Kaum noch arbeitet jemand von der Ausbildung bis zur Rente in einem Unternehmen.

Die Future Skills

Doch auf diesen Wandel muss vorbereitet werden. Hier sprechen wir über die Future Skills des 21. Jahrhunderts. Einen sehr inspirierenden Vortrag hielt Marcell Heinrich zu „Future Skills: ungenügend! – Wie wir die wichtigste Schlüsselkompetenz im KI-Zeitalter entwickeln

Wenn unsere Kinder erwachsen sind, werden sie in einer digitalen Welt leben. Arbeitswelt und Schulsystem werden nicht mehr so sein, wie wir sie heute kennen. In der Lebens- und Arbeitswelt der Zukunft kommt es auf die Einzigartigkeit des Menschen an. Wer weiß, was ihn ausmacht, der kann Großes leisten und sinnvolle berufliche Aufgaben wählen, die ihm wirklich viel bedeuten.

Eine gute Bildung ist entscheidend für die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen. Das ist klar. Aber was genau ist gute Bildung in einer Zeit der globalen Umbrüche, in der die Definition von Arbeit sich massiv wandelt? Was brauchen unsere Jüngsten von uns, damit sie Orientierung im Leben finden können? Wie lernen sie, wie das Zusammenleben im 21. Jahrhundert wirklich gelingt? Mehr dazu in #Education For Future: Bildung für ein gelingendes Leben

Hier habe ich noch einen Gänsehaut-Song –  vor allem Eltern sollten sich den Text genau anhören:

Auch sehr bewegend war dieser inspirierende Vortrag der Grundschullehrerin Saskia Niechzial zum Perspektivwechsel als Lehrer*in. Auch sie schrieb ein Buch mit dem Titel Hallo Schulanfang!: Den Übergang vom Kindergarten in die Schule beziehungsorientiert begleiten

Da liegt eine dicke Staubschicht über all dem Potenzial, das in unseren Schulen schlummert. Und diese Staubschicht ist nicht nur bildungspolitischer Natur. Die liegt nicht nur in den Lehrplänen und behördlichen Konzepten.

Nein, da ist auch eine ganz, ganz hartnäckige Schicht in unseren Köpfen. Eine tradierte, über Jahrhunderte gewachsene Haltung, eine festgebrannte Vorstellung von Respekt, Verhalten, Gründen, Lernverhalten und Persönlichkeit.  Denn egal, wie viel wir verändern würden, wie viel Unterstützung käme (so unerlässlich sie auch ist), wenn wir unseren Kopf, unsere Glaubenssätze, unsere Überzeugungen nicht auch immer wieder unter die Lupe nähmen, ein bisschen Frühjahrsputz betrieben, dann hätte alle Änderung schnell ihre Grenze gefunden.

Perspektivwechsel geht schon jetzt. Das dürfen wir für uns bestimmen. Keine Klausel von oben. An alle Lehrkräfte da draußen: Nehmt euch diesen Satz ebenfalls zu Herzen:

Ich kann das (noch) nicht. Aber das wird schon

Denn mit diesem Zitat möchte ich zu dem Gedanken überleiten: Schule ohne Noten. Stellt euch vor, die Leistungen eurer Kinder werden nicht mehr mit einer Ziffer bewertet, sondern in einem konstruktiven Entwicklungsgespräch ausgewertet? Nicht jeder Lernende kann am Tag X zu einer bestimmten Uhrzeit sein bulimisch gelerntes Wissen adhoc wieder ausspucken.

Wir sind alle verschieden mit all unseren Potenzialen und Stärken & Schwächen. Wie soll eine Note da chancengleich und differenziert eine Aussage zu einer Leistung geben?

Meine Learnings

Die zwei Tage waren so voller Programm, dass ich euch nicht alles wiedergeben kann. Schaut gern bei Twitter unter dem #pxpfestival. Da findet ihr noch viele spannende Tweets von mir und einigen anderen Teilnehmern.

Die Zukunftsstunde

Doch was nehme ich mit von diesen zwei energiegeladenen Tagen: Es waren wirklich sehr viele tolle Speaker*innen vor Ort. Zum Beispiel war auch Verena Pausder auf der Bühne. Von ihr nehme ich die Idee der Zukunftsstunde mit nach Hause.

Hier treffen sich zu einem festen Termin die Eltern mit ihren Kindern und vielleicht sind auch die Großeltern oder andere Senioren mit anwesend. Im Wechsel des Termins stellt immer jemand eine App, ein Programm, ein Game vor und alle anderen sind dem offen gegenüber. So lernen alle mit- und voneinander, werden auf die Zukunft gemeinsam vorbereitet und das alles auf Augenhöhe.

Schule neu denken

In einem anderen Vortrag wurde Schule als Ort der Begegnung weiter gedacht. Was wäre denn, wenn die Schule nach Schulschluss geöffnet bleibt? Stellt euch vor es finden dort Masterminds, Konzerte, Forschungsprojekte, Vernissagen oder sonstige Events statt.

Dann würde das Image von Schule, die die Lernenden in Kategorien (Hauptschule, Sekundarschule, Gymnasium) einteilt, bewertet und stigmatisiert sich ändern. Denn dann wäre Schule ein tatsächlicher Wegbereiter für die Generation Z.

Female Role Models

Auch die sportliche Perspektive wurde debattiert. Eingeladen waren vier Athletinnen, Lia Kentzler (Basketball-Bundesligaspielerin), Carlotta Nwajide (olympische Ruderin), Sarah Scheurich (Profi-Boxerin) und Speakerin Sunniva Ferri (ehemalige Basketball-Nationalspielerin). Sie diskutierten über ihren Weg vom Schulsport in den Leistungssport. Dabei beleuchteten sie die Herausforderungen mit denen weibliche Sportlerinnen in Deutschland konfrontiert werden, fundamentale Fragen, die sie sich stellen mussten und wie sie sich behaupten konnten. Außerdem erörterten sie, was getan werden muss, um die Sporthalle zu einem sicheren Ort für alle zu machen.

Es müssten Female Role Models aus dem Sport in die Schulen geholt werden. Schulen sollten netzwerken mit den Athletinnen und Aktionstage veranstalten. Auch war die Idee, den Sportunterricht nicht mehr zu benoten, sondern verbal im Zeugnis zu formulieren, welche Fähigkeiten die Lernenden erworben haben und was die Schwerpunkte waren.

Weitere Erkenntnisse

Ich kann euch leider nicht alle Sessions wiedergeben – da kann ich euch nur auch auf den Youtube-Kanal von PxP One verweisen. Denn da wurden auch einige Slots mitgezeichnet. Dennoch hier noch ein paar wichtige Erkenntnisse:

Wir, die Bildungs-Community, dürfen nicht warten bis sich das System (ver)ändert, sondern wir können alle selbst kleine Schritte machen und Großes bewirken. Jede Schule für sich kann ihre eigenen Konzepte schreiben. Der FreiDay kann aufgenommen werden, Noten können abgeschafft werden, Lehrer*innen können ihre Haltung ändern und das Potenzial fördern und vor allem sich mit den Lehrmethoden aktuell halten als auch sich mit den Themen des 21. Jahrhunderts befassen.

Es wird Zeit, dass Politik und Kultusministerien bei solchen Austauschformaten dabei sind und offen mitdenken.

Lehrkräfte und Schulleitungen müssen mehr in den Blick genommen werden. Sie sind nicht mehr reine Wissensvermittler*innen, sondern Lern- und Transformationsbegleiter*innen. Dafür brauchen sie neue Kompetenzen (Fortbildungen) und auch mentale Stärkung.

Hier eine kleine Randnotiz: Seit 2006 befasse ich mich stets mit den neuesten Trends und wie man diese in den Unterricht integrieren kann. Auch wurde ich schon für einige Lehrerfortbildungen gebucht. Denn auch ich möchte den Lehrer*innen Mut machen sich mit den Tools, Plattformen und Themen zu befassen. Denn auch ich möchte, dass unsere Kinder mit dem neuesten Wissen ausgestattet sind und das chancengerecht und im besten Fall inklusiv.

Wer war vor Ort?

Auf dem PxP Festival waren sehr viele spannende Bildungsunternehmen vor Ort. Auch sie haben erkannt, dass wir nur gemeinsam durch Vernetzung mehr in unserem Bildungssystem und den Wandel vorantreiben können.

Daher möchte ich euch hier ein paar mit auf den Weg geben, schaut bei den Webseiten vorbei und nutzt die Bildungsangebote für euch selbst, um das Beste aus euch herauszuholen, aber auch um aktuell zu sein für eure Schüler*innen. Denkt immer an eure Bildungsverantwortung.

Viel Spaß beim Stöbern:

Schade war wirklich, dass keine Journalisten oder Politiker anwesend waren, um die wundervollen und inspirierenden bereits bestehenden Leuchtturmprojekte weiterzutragen, sodass aus den Leuchttürmen Alltag wird.

Fazit

Wie ihr sehen und lesen könnt, dieser Beitrag könnte noch ewig weiter gehen, aber so langsam muss ich hier zum Ende kommen. Dennoch schaut immer mal in meinem Blog vorbei, denn hier werdet ihr weiter über spannende Tools, Projekte und Unterrichtsideen informiert.

Es war ein grandioses Festival mit so viel Energie und ganz vielen engagierten Menschen, die wirklich Verantwortung übernehmen (wollen). Ich hoffe sehr, dass wir diese Energie mit in unseren Alltag nehmen und nicht nur an diesem Juni-Wochenende laut waren.

Wir starten eine Bewegung für ein Update unserer Schulen. Wir wollen Chancengleichheit und Teilhabe – unabhängig von individuellen Startbedingungen. Wir wollen ein Bildungssystem, das nicht von gestern ist, sondern fit für die Zukunft macht. Und wir kämpfen dafür, dass sich nicht erst übermorgen, sondern jetzt etwas ändert.

Wer also weiter machen möchte, dann schaut doch im September auch beim Educamp in Halle/ Saale vorbei. Denn auch diese Initiative ist bereits seit 2008 bundesweit aktiv. #echal23

Eine gute und zeitgemäße Schule begeistert Kinder fürs Lernen, bietet dem pädagogischen Personal ein anregendes und unterstützendes Arbeitsumfeld, vermittelt demokratische Werte, fördert emotionale und soziale Kompetenzen, stellt sicher dass alle Schüler:innen alle Basiskompetenzen vollständig erlernen, ist integrativ und divers, geht transparent mit Fehlern und Erfolgen um und macht allen Spaß.

Mit diesen Zitaten schließe ich meine Eindrücke vom PxP Bildungsfestival 2023.

Brave Klassen sind langweilig, schwierige Klassen haben Potenzial (Herr Schröder)

Und ich lade euch ein: Malt Herzen in die Staubschicht unseres Systems, damit etwas mehr Licht durchkommt. (Saskia Niechzial)

Impressionen vom PxP Bildungsfestival

3 Kommentare zu „Die traditionelle Schule gehört der Vergangenheit an!“

  1. Ein schöner Blogbeitrag, der inhaltlich viel Tiefe rüberbringt. Leider sprudeln ja schon seit sehr langer Zeit die Ideen rund um die Reformierung der Schulen – allen voran sind ja auch Verena Pausder, Frank Thelen und andere da engagiert.

    Der Begriff „Staubschicht“ trifft es da schon ziemlich gut, eigentlich ist es gefühlt ja noch viel mehr…

    Fakt ist, dass viel mehr Praxisbezug, offenes Lernen und das Weiterentwickeln eigener Fährigkeiten genauso wünschenswert wäre wie selbständiges Denken, finanzielle Grundbildung und soziale Kompetenzen.

    Alles kann vermutlich nicht von der Schule als Institution verlangt werden, aber die tägliche Zeit in der Schule oftmals sicher sinnstiftender genutzt werden. Vor allem im Hinblick auf die Vorbildung und Erwartungshaltung von Auszubildenden haben uns in den letzten Jahren leider auch einige Defizite gezeigt…

    Sehr schade, dass niemand aus der Politik daran teilgenommen hat. Hoffentlich verpuffen die Ideen und Inhalte des Festivals dann nicht.

    Viele Grüße
    Christoph

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